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Therapie von Tumorerkrankungen bei Hunden und Katzen – was erwartet mich als Besitzer?

15. Januar 2020 · VetSpezial

Im Vorfeld einer onkologischen Behandlung Ihres Hundes oder Ihrer Katze sollten Sie sich eingehend über die Therapiemöglichkeiten und ihre Nebenwirkungen informieren. Je nach Behandlungsform – Chemotherapie, Strahlentherapie und/oder Tumorchirurgie – gibt es unterschiedliche Begleiterscheinungen, deren Kenntnis die Therapie sowohl für Sie als auch ihr Tier entspannter gestaltet.

Grundsätzliche Voruntersuchungen vor Beginn einer onkologischen Behandlung

Zunächst führen wir eine klinische Allgemeinuntersuchung durch, erstellen ein Blutbild sowie Organwerte und führen mithilfe weiterführender Diagnostik ein Staging durch. Das Staging dient der Feststellung der Art und des Ausbreitungsgrades einer bösartigen Tumorerkrankung.
Zu den diagnostischen Möglichkeiten zählen die zytologische Untersuchung von Tumoren, der Lymphknoten und gegebenenfalls der inneren Organen (Leber/Milz), Röntgen, Laboruntersuchung, Ultraschall und Computertomografie. Die Abklärung des Tumor-„Stadiums“ ist für eine zielgerichtete Therapie entscheidend.

Chemotherapie bei Hunden und Katzen

Entgegen der Erwartungshaltung der meisten Besitzer, zeigen sich die Nebenwirkungen einer Chemotherapie beim Tier im Gegensatz zum Menschen sehr viel milder. Für die Behandlung maligner Tumoren bei Hunden und Katzen gibt es unterschiedliche Protokolle (Therapiepläne) und es stehen verschiedene Zytostatika (Gruppe von Medikamenten zur Tumorbehandlung) zur Verfügung. Welches Protokoll und welche Medikamente eingesetzt werden, wird basierend auf der allgemeinen Gesundheitssituation des Patienten in Zusammenhang mit der Art und Verbreitung des jeweiligen Tumors entschieden.

Wie erfolgt die Chemotherapie bei Tieren?

Zytostatika können je nach Therapieprotokoll intravenös oder auch oral in Tablettenform verabreicht werden. Spezialisierte Tierarztpraxen und -kliniken führen die intravenöse Therapie (Infusion oder Bolus-Injektion) ambulant durch. Das bedeutet, Ihr Tier bleibt für eine kurze Zeit in der Praxis und darf danach wieder mit Ihnen nach Hause. Sofern eine Tablettengabe verordnet ist, können Sie diese selbstständig zu Hause durchführen. Bei Kontakt mit den Arzneimitteln sowie Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen Ihres Tieres sollten Sie immer Handschuhe tragen, um sich vor dem Kontakt mit den Medikamenten zu schützen. Ihr Onkologe erklärt Ihnen in einem persönlichen Gespräch, welche Vorkehrungen Sie zu Ihrer Sicherheit treffen sollten.

Nebenwirkungen der Behandlung mit Zytostatika

Während der Chemotherapie erfolgen feste Kontrolltermine und Bluttests bei Ihrem Haustierarzt oder dem behandelnden Onkologen, um zu überprüfen wie der Patient auf die Therapie anspricht und um auf mögliche Nebenwirkungen zu reagieren. Nebenwirkungen treten selten auf. Zu den häufigsten gehören Erbrechen, Durchfall und Appetitlosigkeit sowie Veränderungen des Blutbilds. Die Chemotherapie greift nicht nur Tumorzellen an, sondern schädigt auch andere schnell wachsende Zellen, wie die Stammzellen des Knochenmarks aus denen Blutzellen entstehen. Unter dem Einfluss von Zytostatika kann es zu einem Mangel an Leukozyten (erhöhtes Infektionsrisiko), roten Blutkörperchen (mangelnde Sauerstoffversorgung) und Thrombozyten (herabgesetzte Blutgerinnung) kommen.

Ziel der Chemotherapie

Ziel der Chemotherapie ist es, das Tumorwachstum zu stoppen und im besten Fall eine Remission (Rückgang) zu erreichen. Sie wirkt auf den ganzen Körper und damit systemisch. In manchen Fällen wird Sie ergänzend (adjuvant) nach der chirurgischen Entfernung des Tumors eingesetzt.

Bestrahlung von Tumoren bei Hunden und Katzen

Im Vorfeld einer Strahlentherapie (Radiotherapie) erfolgt in einigen Fällen eine Computertomografie des Patienten in Narkose, bei der die genaue Lage und Größe des Tumors ermittelt wird. Im Anschluss wird das exakte Bestrahlungsfeld mittels eines Planungs-CTs festgelegt. Der Onkologe bestimmt zudem bei diesem Termin die optimale Lagerung des Patienten für die Strahlentherapie.

Wie funktioniert die Strahlentherapie?

Die Behandlung mit einer Strahlentherapie erfolgt in Sitzungen (Fraktionen) über mehrere Wochen und wird mithilfe eines Linearbeschleunigers durchgeführt. Sie kann als alleinige Therapie, aber auch im Nachgang einer Tumorresektion eingesetzt werden. Für jede Fraktion ist eine Narkose des Patienten erforderlich. Der zeitliche Rahmen, inklusive der Vorbereitung des Patienten, beträgt circa 10-20 Minuten pro Sitzung. Der tumorschädigende Effekt tritt bei der Radiotherapie nur im Bestrahlungsfeld ein und die Tumorzellen werden durch die ionisierende Strahlung zerstört.

Die Bestrahlung nach neusten Standards der Humanmedizin ist derzeit die RapidArc-Technologie, die wir auch in unserer Praxis anwenden. Durch eine umkreisende Bestrahlung wird der Tumor allseitig erfasst. Gleichzeitig sind die Strahlendosis und damit die Nebenwirkungen und Schäden des umliegenden Gewebes für den Patienten im Vergleich zur herkömmlichen Bestrahlung geringer.

Bestrahlung intranasales malignes Lymphom bei der Katze

Welche Tumorarten werden bestrahlt?

Therapie der Wahl ist die Strahlentherapie bei strahlensensitiven Tumoren (z. B. nasales Lymphom der Katze) sowie bei Tumoren deren Operationsrisiko sehr hoch ist (Nasenhöhlentumoren bei Hund und Katze) die mit starken funktionellen Einschränkungen verbunden sind (Tumoren im Oberkieferbereich mit Beteiligung der Orbita) oder bei mikroskopischen Resterkrankungen.

Nebenwirkungen der Strahlentherapie bei Hund und Katze

Die meisten Nebenwirkungen einer Strahlentherapie betreffen ausschließlich das Bestrahlungsfeld und klingen innerhalb weniger Wochen nach Ende der Therapie ab. Fellverlust, Veränderungen der Fellfarbe und eine vermehrte Hautpigmentierung können auftreten. Werden Patienten im Kopfbereich bestrahlt, kann es, trotz genauer Berechnung des Bestrahlungsfelds, zu einer Schädigungen der Augen kommen. Das Syndrom des trockenen Auges (Keratokonjuktivitis sicca) kann auftreten sowie eine Hornhauttrübung (periphere Katarakt) als Spätfolge bis zu zwei Jahre nach der Strahlentherapie. Gelegentlich tritt zeitweise eine entzündliche Reaktion der Maulschleimhaut (Stomatitis) auf.

Ihr Tier weist auch direkt nach der Bestrahlung keine Strahlenbelastung auf und Sie müssen keine Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.

Chirurgische Entfernung von Tumoren bei Hunden und Katzen

Die operative Entfernung von Tumoren ist bei vielen Arten von Tumoren die wichtigste Therapieoption. Im Vorfeld der Tumorresektion wird eine präanästhetische Untersuchung durchgeführt, um das Narkoserisiko für jeden Patienten individuell einzuschätzen. In unserer Praxis arbeiten wir nach der Leitlinie für die Narkose der Fachgruppe VAINS der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft e.V.. Zudem erhalten Sie eine umfassende Aufklärung über die geplante Operation, die möglichen Risiken, die erforderliche Nachsorge und die Prognose.

Ziel der Tumorchirurgie und Histopathologie

Ziel der Chirurgie ist es, den Tumor vollständig mit einem „Sicherheitsabstand“ im gesunden Gewebe zu entfernen, da in diesen Fall die beste Prognose besteht, dass die Operation kurativ (heilend) ist. Die Untersuchung des entnommenen Gewebes und der Resektatränder erfolgt im Anschluss an die Operation durch die Histopathologie. Anhand des Operationspräparats wird das Tumorstadium bestimmt, das für die nachfolgende postoperative Behandlung des Patienten (z. B. Chemotherapie, Bestrahlung) sowie die Prognose richtungsweisend ist.

Nach der Tumorresektion

Die genaue Nachsorge und die erforderlichen Kontrolltermine teilt Ihnen Ihr Tierarzt mit. Ihr Tier erhält eine Schmerzmedikation und einen Kratz- und Leckschutz (Body, Halskragen), um eine Störung der Wundheilung zu vermeiden.

Nachsorge für Tumorpatienten

Hunde und Katzen, die an einem bösartigen Tumor erkrankt waren, sollten dem behandelnden Onkologen zur regelmäßigen Kontrolle vorgestellt werden, auch wenn die Therapie erfolgreich abgeschlossen ist. Sofern ein Rezidiv auftritt, sollte umgehend eine erneute Therapie erfolgen.

Ansprechpartner für die Onkologie bei Kleintieren

Die Tumortherapie muss individuell auf jedes Tier und unter Berücksichtigung der Tumorart sowie des Gesundheitszustands angepasst werden. Im Fall einer Tumorerkrankung, wenden Sie sich an einen Tierarzt mit einer speziellen Weiterbildung im Fachgebiet Onkologie, da das erforderliche Wissen um Diagnostik, Verhalten und Therapie bei Tumoren äußerst komplex ist und die Behandlung Erfahrung und stetige Fortbildung erfordert.