Mammatumoren beim Hund
Mammatumoren (Gesäugetumoren) beim Hund – Prävention, Therapie und Prognose
Mammatumoren, auch als Gesäugetumoren bezeichnet, treten bei Hündinnen als eine der häufigsten Neoplasien (Neubildung von Körpergeweben) auf. In seltenen Fällen betreffen sie auch Rüden. Im Unterschied zu Katzen und Menschen gibt es bei Hunden 14 verschiedene Subformen von Mammatumoren. Die Verteilung zwischen malignen (bösartigen) Neoplasien und benignen (gutartigen) Geschwulsten beträgt circa 50%. Möglich sind einzelne oder auch mehrere Knoten an der Milchleiste, die häufig die hinteren Milchdrüsenkomplexe betreffen. Meist werden die Umfangsvermehrungen bei routinemäßigen Untersuchungen vom Tierarzt entdeckt oder Hundebesitzer bemerken die Knoten beim Streicheln oder der Fellpflege.
Kastration in Zusammenhang mit der Entstehung von Mammatumoren bei Hunden
Inwieweit eine Kastration das Risiko für die Entstehung von gutartigen als auch bösartigen Mammatumoren senkt, ist vom Zeitpunkt des Eingriffs abhängig. Hündinnen, die vor der ersten Läufigkeit (Östrus) kastriert werden, haben ein sehr geringes Risiko von circa 0,5%*. Erfolgt die Kastration nach der ersten Läufigkeit, liegt das Tumorrisiko bei 8%* und steigt auf 26%*, wenn der Eingriff erst nach der zweiten Läufigkeit vorgenommen wird. Eine Kastration im Alter ab 2,5 Jahren wirkt sich nicht mehr verringernd auf das Tumorrisiko aus. Intakte Hündinnen erkranken zwischen 2,5 – 4 Mal öfter an Tumoren der Milchdrüse als kastrierte Tiere. Bei bereits erkrankten Hunden hat die Kastration keinen Einfluss auf die Erkrankung und das Rezidivrisiko.
(* (Gesamtlebens-)Mammatumorrisiko im Vergleich zur unkastrierten Hündin)
Weitere Einflussfaktoren auf Gesäugetumoren bei Hündinnen
Grundsätzlich können Hunde jeden Alters an Mammatumoren erkranken. Ein Anstieg zeichnet sich jedoch ab dem mittleren Lebensalter (ca. 9 Jahre) ab. Die Unterdrückung der Läufigkeit durch Hormonpräparate begünstigt die Entstehung von Mammatumoren und sollte deswegen gut abgewägt werden. Des Weiteren wurde ein Zusammenhang zwischen der Tumorbildung und einem hohen Fettverbrauch und Übergewicht bei Hündinnen festgestellt. Weder Trächtigkeit noch Laktation (Stillen) beeinflussen die Neigung zu Gesäugetumoren.
Verhalten von Mammatumoren bei Hunden
Mammatumoren können in unterschiedlichen Größen vorkommen. Der Umfang als auch die Geschwindigkeit des Wachstums lassen nicht darauf schließen, ob es sich um benigne oder maligne Tumore handelt. Die bei vielen anderen Tumorarten eingesetzte Feinnadel-Aspiration mit anschließender zytologischer Untersuchung ist bei Gesäugetumoren des Hundes nicht aussagekräftig in Hinsicht auf die Gut- oder Bösartigkeit. Deswegen werden Tumore in der Regel direkt chirurgisch entfernt, da die Operationsmethode für benigne und maligne Tumore identisch ist.
Maligne Mammatumoren streuen tendenziell nah am Primärtumor. Metastasen finden sich häufig in der Lunge und/oder den nahegelegenen Lymphknoten, die dementsprechend in den Voruntersuchungen berücksichtigt und untersucht werden müssen.
Chirurgische Therapie bei Mammatumoren
Die Therapie von Mammatumoren bei Hunden erfolgt in erster Linie chirurgisch. Bisher liegen zu anderen Behandlungsoptionen, wie Bestrahlung oder Chemotherapie, keine repräsentativen Ergebnisse bezüglich ihrer Wirksamkeit vor. Die Operationsmethoden werden bei Gesäugetumoren in unterschiedliche Stufen unterschieden:
- Nodulektomie (Entfernung der Umfangsvermehrung mit einem Sicherheitsabstand)
- einfache Mastektomie (Entfernung des kompletten Mammakomlexes)
- regionale Mastektomie (Entfernung weiterer benachbarter Komplexe)
- radikale Mastektomie (Entfernung der gesamten Mammaleiste)
Die radikale Mastektomie bietet im Vergleich mit den anderen Methoden die bestmögliche Prävention gegen das Auftreten neuer Tumoren.
Prognose des Mammatumors beim Hund
Die Prognose für bösartige Mammatumoren bei Hunden hängt von der Tumorgröße, Tumorstadium, Tumorart sowie der Malignitätsstufe in Zusammenhang mit Auftreten von Nah- und Fernmetastasen ab. Die histologische Unterteilung von Gesäugetumoren erfolgt in vier Grade:
Malignitätsstufe 1 – „komplexes Adenokarzinom“
Tumore der Malignitätsstufe 1 weisen Epithel- und Myoepithelzellen auf, die wenig bösartig und invasiv wachsend (wuchernd) sind. Der Drüsenaufbau im Gewebe ist vollständig vorhanden. In dieser Stufe treten keine Metastasen auf und die Prognose auf ein Langzeitüberleben ist gut.
Malignitätsstufe 2 – „einfaches Adenokarzinom“
Das einfache Adenokarzinom weist lediglich Epithelzellen auf und im Gewebe ist der Drüsenaufbau noch erkennbar. Sofern kein invasives Wachstum und/oder Metastasen festgestellt werden, ist die Prognose auf ein Langzeitüberleben günstig.
Malignitätsstufe 3 – „solides Karzinom“
Bei einem soliden Karzinom besteht die Neoplasie ausschließlich aus epithelialem Anteil und der Drüsenaufbau ist nicht mehr erkennbar. Unter anderem werden die seltenen Plattenepithelkarzinome der Mamma mit starker Neigung zu invasivem Wachstum und früher Metastasierung werden dieser Malignitätsstufe zugeordnet.
Zur Malignitätsstufe 3 zählen auch seltene Mesenchymale Mammatumoren, die ausschließlich aus mesenchymalem Gewebe bestehen, wie Ostesarkome, Fibrosarkome oder andere Arten von Sarkomen. Tumore dieses Grads sind prognostisch als vorsichtig zu beurteilen.
Malignitätsstufe 4 – „anaplastische Karzinome“
In dieser Malignitätsstufe verfügen Tumore über wenig Abgrenzung und der Gewebeaufbau ist nicht mehr geordnet. Anaplastische Karzinome haben eine starke Tendenz in Lymph- und Blutgefäße zu metastasieren und eine äußerst vorsichtige Prognose. Die starke Infiltration des Lymphsystems kann zu einer Dermatitis (Hautentzündung) führen, die als „Mastitis karzinomatosa“ bezeichnet wird.
Sehr selten treten Karzinosarkome auf, die ebenfalls in die Malignitätsstufe 4 eingestuft werden. Dabei handelt es sich um einen Mischtumor, der aus Epithel- und Mesenchymzellen besteht.
Informationen zu Mammatumoren bei Katzen: https://zentrum-kleintiermedizin.de/mammatumoren-bei-katzen/