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Mammatumor bei der Katze

1. Oktober 2019 · VetSpezial

Mammatumor (Gesäugetumor) bei der Katze – Ursachen, Diagnostik, Behandlung und Prognose

Der Mammatumor, auch als Gesäugetumor bezeichnet, ist nach Lymphomen und Hauttumoren die dritthäufigste Tumorerkrankung bei Katzen. In rund 90% der Fälle handelt es sich um Adenokarzinome. Tumoren der Mamma sind bei Katzen fast ausschließlich maligne (bösartig) und haben eine hohe Tendenz in Lymphknoten, Lunge, Rippenfell (Pleura), Zwerchfell und die Organe im Bauchraum (Abdomen) zu metastasieren. Mammatumoren treten nicht nur bei Kätzinnen, sondern auch bei männlichen Artgenossen auf.

Ursachen und Prävention von Mammatumoren bei Katzen

Grundsätzlich können Katzen jeden Alters an Mammatumoren erkranken, die Neigung ist allerdings ab dem zehnten Lebensjahr deutlich erhöht. Die Kastration von Katzen senkt das Risiko circa um das 7-fache im Vergleich zu intakten Tieren und ist aus onkologischer Sicht dementsprechend ratsam. Ist die Katze bereits an einem Gesäugetumor erkrankt, hat die Kastration zu diesem Zeitpunkt keinen Einfluss auf die Entstehung eines Rezidivs (Wiederauftreten). Perser- und Siamkatzen haben rassebedingt nachweislich eine Prädisposition zu Mammatumoren. Des Weiteren ist ein Zusammenhang zwischen der regelmäßigen Gabe von Sexualhormonen zur Fortpflanzungskontrolle und der Entwicklung von Gesäugetumoren bekannt.
Viele Katzenbesitzer erfühlen die Umfangsvermehrung beim Streicheln. Mammatumoren zeigen sich knotenförmig an einer oder mehreren Stellen der Milchleiste. Das Abtasten der Gesäugeleiste sollte zur Früherkennung, im Rahmen der tierärztlichen Vorsorgeuntersuchungen, standardmäßig durchgeführt werden.

Diagnostik bei Gesäugetumoren

Mammatumoren verhalten sich lokal aggressiv und haben eine hohe Neigung frühzeitig zu metastasieren. Die Gesäugetumoren der Katze wachsen zudem invasiv, das bedeutet, sie wachsen in benachbarte Gewebe (Haut, Faszien und Muskulatur). Eine umfassende klinische Untersuchung dient der Feststellung des Ausbreitungsgrades der Tumorerkrankung (Staging). Dazu gehört, neben einer Blutuntersuchung, die Ultraschalluntersuchung der Lymphknoten und bei Auffälligkeiten eine ultraschallgestützte Feinnadel-Aspiration. Aufgrund der Eigenschaft in die Bauchorgane sowie die Lunge zu metastasieren, erfolgen zur Absicherung Untersuchungen mittels Ultraschall von Abdomen und Röntgen des Thorax. Die exakte Abklärung des Tumorstadiums ist für die folgende Therapie und Prognose entscheidend.

Chirurgische Behandlung: Entfernung der Mammaleiste bei Katzen

Gesäugetumoren sollten bei Katzen, aufgrund ihres aggressiven Verhaltens, schnellstmöglich chirurgisch entfernt werden. Die Resektion von Mammatumoren erfolgt in einer radikalen Mastektomie (Entfernung der gesamten Gesäugeleiste). Im Zuge der Operation wird der inguinale Lymphknoten (Leistenlymphknoten) entfernt und gegebenenfalls weitere befallene Lymphknoten und Infiltrationen der Bauchdecke entnommen.

Lange wurde diskutiert, ob die Entfernung beider Mammaleisten (bilaterale Resektion) bei Katzen mit Gesäugetumoren die Überlebenszeit signifikant steigert. – Eine neue Studie hat retrospektiv 107 Katzen mit Adenokarzinom der Mamma auf den Zusammenhang zwischen dem operativem Vorgehen und dem weiteren Verlauf untersucht. Bei Katzen, denen nacheinander beide Mammaleisten entfernt wurden, traten weniger lokale Rezidive sowie Nah- und Fernmetastasen auf. Dr. med. vet. Nina Eberle fasst die Studienergebnisse und die Handlungsempfehlung in „Der Praktische Tierarzt“ (Ausg. 07/2019) wie folgt zusammen: „Es hat sich gezeigt, dass bei einer beidseitigen Entfernung der Mammaleisten die progressionsfreie Überlebenszeit, also die Zeitspanne zwischen dem Start der Studie und dem Fortschreiten der Erkrankung, bei 542 Tagen liegt. Bei nur einseitiger Mammaleisten­entfernung liegt diese bei 289 Tagen. Daher rate ich immer dazu, nach sechs bis acht Wochen die verbliebene Seite auch chirurgisch zu entfernen.“

Dr. Nina Eberle über Studienergebnisse Chirurgie bei Mammatumoren der Katze

Medikamentöse Behandlung: Unterstützende Chemotherapie bei Gesäugetumoren der Katze

Eine adjuvante Chemotherapie kann bei Mammatumoren der Katze im Anschluss an die Operation erfolgen. Sie wird als ambulante Infusionstherapie mit dem Zytostatikum Doxorubicin durchgeführt. Bei Patienten mit weit fortgeschrittener Erkrankung und multipler Metastasierung kann eine palliative Therapie zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.

Prognose bei Mammatumoren der Katze

Die Prognose für Katzen, die an einem Mammatumor erkrankt sind, richtet sich nach unterschiedlichen Faktoren, wie Tumorgröße, Tumorstadium, histologischer Tumorgrad, Radikalität des chirurgischen Eingriffs, der Existenz von Lymphknoten- und Fernmetastasen sowie dem histologischen Tumortyp. Bei Mammatumoren sind insbesondere die Tumorgröße und die histologische Untersuchung bezüglich der Abgrenzung des Tumors richtungsweisend für die Überlebenszeit. Weisen Katzen einen Tumor auf, der kleiner als 2 cm ist, liegt die mediane Überlebenszeit bei über drei Jahren und ist damit relativ gut. Sind Tumoren zwischen 2-3 cm im Durchmesser, verringert sich die mediane Zeit bis zur Tumor Progression (Fortschreiten der Erkrankung) auf zwei Jahre. Katzen mit Tumoren, die sich in der histologischen Untersuchung (feingewebliche Untersuchung) diffus darstellen und somit nicht deutlich vom umliegenden Gewebe abgrenzen, haben eine schlechtere Prognose als Patienten deren Tumor klar abgegrenzt ist.

Vergleich Mammatumore Hund und Katze

Information zu Mammatumoren bei Hunden unter: https://zentrum-kleintiermedizin.de/mammatumoren-beim-hund/