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Feline Pankreatitis

17. September 2019 · VetSpezial

Feline Pankreatitis  – akute und chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse bei der Katze

Die Entzündung der Bauchspeicheldrüse, medizinisch als Pankreatitis bezeichnet, tritt bei Katzen sehr häufig auf und ist lebensbedrohlich. Katzen jeden Alters können erkranken. Die Diagnose der felinen Pankreatitis gestaltet sich oft herausfordernd, da Katzen Krankheitsanzeichen typischerweise gut verbergen und sich die Symptome einer Bauchspeicheldrüsenentzündung unspezifisch und wechselnd darstellen.

Funktion der Bauchspeicheldrüse

Das Pankreas (Bauchspeicheldrüse) übernimmt eine wichtige Funktion bei der Verwertung und Verdauung von Nahrung und arbeitet sowohl endokrin (nach innen abgebend), als auch exokrin (nach außen abgebend). Endokrin produziert die Bauchspeicheldrüse unter anderem die Hormone Insulin und Glucagon, die für die Regulierung des Blutzuckerspiegels verantwortlich sind.
Exokrin gibt die Bauchspeicheldrüse Verdauungsenzyme in dem Dünndarm ab, die Nahrung in ihre Bestandteile (Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate) aufschlüsselt. Eine Pankreatitis entsteht, wenn die Bauchspeicheldrüse Enzyme vorzeitig an das Pankreasgewebe abgibt und sich das Organ selbst sowie weiter fortgeschritten das umliegende Gewebe verdaut.

Diagnostik der felinen Pankreatitis

Die Ultraschalldiagnostik ist zur Feststellung der felinen Pankreatitis unter den bildgebenden Verfahren das Mittel der Wahl. Im Gegensatz zu Röntgen und Computertomografie erlaubt sie eine bessere Darstellung des Organs. Eine labordiagnostische Möglichkeit bietet ein Test (Spec fPL®), der die pankreasspezifische Lipase-Konzentration misst.

Ursachen, Symptome und Verlauf der Pankreatitis

Die Ursachen für das Auftreten der Pankreatitis bei Katzen sind bisher nicht vollständig geklärt.

Folgende Faktoren können begünstigend/auslösend wirken:

  • fettreiche bzw. ungeeignete Nahrung
  • Übergewicht
  • hormonelle Erkrankungen (Cushing-Syndrom (Hyperadrenokortizismus), Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion)
  • verschiedene Infektionskrankheiten (z. B. Feline Coronaviren (FCoV), Felines Immundefizienz-Virus (FIV), Caliciviren, Toxoplasmose)
  • chronische Darmentzündung (Inflammatory Bowel Disease (IBD))
  • entzündliche Gallenerkrankung (Cholangitis-Cholangiohepatitis-Komplex (CCH-Komplex))
  • stumpfe Traumata (Verletzungen, Stürze)
  • Tumore
  • bestimmte Medikamente

Treten in Verbindung mit der Pankreatitis eine Cholangiohepatitis sowie IBD (Inflammatory Bowel Disease) auf, spricht man von einer Triaditis. Insbesondere die chronische Darmentzündung, die mit Durchfall und vermehrtem Erbrechen einhergeht, stellt einen hohen Risikofaktor für die Entstehung der Pankreatitis dar. Die Katze verfügt mit einem gemeinsamen Ausführungssystem von Galle und Pankreas über eine anatomische Besonderheit. Aufgrund des chronischen Erbrechens kommt es zu einem erhöhten Druck im Darm, der den Rückfluss von Gallen- und Pankreassekret in das Pankreas verursacht und seine Entzündung begünstigt.

Betroffene Katzen zeigen bei einer Pankreatitis unspezifische und variable Symptome:

  • verringerter Appetit bis hin zur Nahrungsverweigerung (Anorexie)
  • Gewichtsabnahme
  • Erbrechen
  • abdominale Schmerzen (Bauchschmerzen)
  • Teilnahmslosigkeit
  • Durchfall und in Folge Dehydrierung (Flüssigkeitsverlust, Austrocknung)
  • Verstopfung
  • Gelbfärbung der Schleimhäute (Ikterus)
  • Atembeschwerden
  • niedrige Körpertemperatur (Hypothermie)

Grundsätzlich ist eine Bauchspeicheldrüsenentzündung für Katzen sehr schmerzhaft, auch wenn sie das nicht zeigen.

Verlaufsformen der felinen Pankreatitis

Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung kann sich unbehandelt zu einer chronischen Pankreatitis entwickeln. Neben milden Verlaufsformen, die vollständig abheilen können, gibt es bei Katzen auch schwerwiegende Verläufe der Erkrankung, die sich systemisch (den ganzen Körper betreffend) ausbreiten und zu einem tödlichen multiplen Organversagen führen. Chronische Formen der Pankreatitis sollten in regelmäßigen Abständen tierärztlich kontrolliert (Labor/Ultraschall) werden, da die Entzündung immer wieder auftreten kann. Des Weiteren kann eine chronische Pankreatitis Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus oder eine exokrine Pankreasinsuffizienz (ungenügende Produktion von Verdauungsenzymen) hervorrufen.

Therapie und Prognose der Pankreatitis bei Katzen

Da die Ursache bei einer Pankreatitis selten geklärt ist, wird die Therapie symptomlindernd durchgeführt. Je nach Allgemeinzustand und Schwere der Symptome kann eine stationäre Aufnahme der Katze erforderlich sein. Besonders wichtig ist es, die Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr gegebenenfalls mittels Infusion und Sondenfütterung sicherzustellen, da Katzen keine „Nulldiät“ verkraften. – In Folge der mangelnden Nahrungsaufnahme mobilisiert der Körper Fettreserven, deren Abbau die Leber überfordert. Der Verzicht auf Nahrung führt innerhalb weniger Tage zu einer hepatitischen Lipidose (Fettlebersyndrom), die zu einem Leberversagen führen kann.
Patienten mit einer Bauchspeichdrüsenentzündung werden mit Antibiotika, Medikamenten gegen Schmerzen, Übelkeit und zur Anregung des Appetits behandelt. Neben der medikamentösen Versorgung erfolgt die weitere Therapie basierend auf der Ernährung über die kohlenhydratreiches und fettreduziertes Futter sowie der Zugabe von Verdauungsenzymen, um das Pankreas zu entlasten.
Die Prognose für Pankreatitis-Patienten ist abhängig von der Schwere und Dauer der Erkrankung, der Intensität der Behandlung sowie von auftretenden Begleiterkrankungen und Komplikationen.