Chronische Nierenerkrankung (CNE) / Chronische Niereninsuffizienz (CNI) der Katze
Symptome, Diagnostik und Behandlung der chronischen Nierenerkrankung (CNE) bei Katzen
Die chronische Nierenerkrankung (CNE), früher als chronische Niereninsuffizienz (CNI) bezeichnet, ist eine häufig auftretende Erkrankung der Katze, die fortschreitend verläuft und letztlich zu einem Nierenversagen führen kann. Betroffene Katzen zeigen zunächst keine Symptome, da sich die Funktion der Nieren schleichend verringert und der Körper die Krankheit über lange Zeit gut kompensieren kann. Für Katzenbesitzer ist es dementsprechend schwierig die Krankheit frühzeitig zu erkennen.
Symptome der chronischen Nierenerkrankung bei Katzen
Symptome der CNE treten erst auf, wenn bereits ein Großteil des Nierengewebes irreversibel geschädigt ist. Wie sich das Erscheinungsbild von Katzen in den Stadien der chronischen Nierenerkrankung wandelt, wurde von der Firma Boehringer Ingelheim als Hilfestellung für Katzenbesitzer veranschaulicht.
Mögliche Symptome der CNE:
- Lethargie
- zögerliche Nahrungsaufnahme bis hin zur Nahrungsverweigerung
- Erbrechen
- schlechter Atem
- schlechter Fellzustand
- Gewichtsverlust
- gesteigerter Durst
- gesteigerter Harnabsatz
- Zahn- und Zahnfleischprobleme
- Einblutungen in die Augen bis hin zur Erblindung
Die Nieren und ihre Funktion
Die Nieren sind für lebensnotwendige Abläufe im Körper verantwortlich. Ihr Filtersystem reguliert den Wasser- und Elektrolytehaushalt, indem sie dafür sorgen, dass Elektrolyte (Mineralstoffe wie Phosphor, Kalium und Natrium) über den Urin ausgeschieden oder dem Blut wieder zugeführt werden. Darüber hinaus filtern sie Giftstoffe aus dem Blut, sogenannte harnpflichtige Stoffe, wie Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure und Abbauprodukte des Eiweißstoffwechsels. Die Nieren tragen zudem zur Neubildung der roten Blutkörperchen bei (Bildung des Hormons Erythropoetin) und halten den Blutdruck stabil.
Schädigung der Nieren in Zusammenhang mit der CNE
Bei Katzen mit einer chronischen Nierenerkrankung werden nach und nach die Nephronen, die kleinste funktionelle Untereinheit der Niere, zerstört. Die Nephronen filtern den Primärharn und sorgen somit für das Gleichgewicht des Wasser- und Elektrolytehaushalts. Ist dieses Gleichgewicht beeinträchtigt, kommt es zu schwerwiegenden Folgen. – Betroffene Katzen scheiden zu viel Flüssigkeit aus, die sie über eine vermehrte Aufnahme von Wasser versuchen auszugleichen. Es besteht die Gefahr der Austrocknung (Dehydrierung). Das Absterben von Nephronen führt außerdem dazu, dass Giftstoffe nicht mehr ausreichend aus dem Blut gefiltert werden und sich Harnstoff im Blut anreichert. Im fortgeschrittenen Stadium kann es in Folge zu Reizungen der Maulhöhle und des Magens kommen, die die Nahrungsaufnahme behindern und Erbrechen auslösen können. Die Niere verliert zunehmend ihre Fähigkeit Hormone zu produzieren. Der Mangel an Erythropoetin (EPO) reduziert die Produktion der Erythrozyten und verursacht eine Anämie. Fehlendes Renin, ein hormonähnliches Enzym, das ebenfalls in der Niere gebildet wird, sorgt für einen Anstieg des Blutdrucks.
Diagnostik der chronischen Nierenerkrankung bei Katzen
Die chronische Nierenerkrankung gehört zu den Alterserkrankungen der Katze und tritt circa ab dem 9. Lebensjahr auf. Eine sinnvolle Vorsorge in Bezug auf die CNE bietet der reguläre Alterscheck beim Tierarzt, da sich anhand der Blutchemie, mit der unter anderem Harnstoff, Kreatinin, Symmetrisches Dimethylarginin (SDMA) und Phosphor bestimmt werden, und des Blutdrucks bei betroffenen Katzen erste Veränderungen zeigen.
Zur allgemeinen Altersuntersuchung gehören:
- Gewichtskontrolle
- Zahnkontrolle
- Blutabnahme (Laboruntersuchung)
- Blutdruckmessung
- ggf. Augenuntersuchung
Bei bekannten Vorerkrankungen oder Verdacht auf eine Erkrankung erfolgt eine weiterführende Diagnostik mittels Ultraschall sowie eine Harnuntersuchung.
Stadieneinteilung der CNE nach der International Renal Interest Society (IRIS)
Die International Renal Interest Society hat eine Leitlinie für die Diagnose, Stadieneinteilung und Behandlung der CNE bei Katzen verfasst. Die Unterteilung wird in vier Stadien anhand der Konzentration des Kreatinins im Blut vorgenommen. Ergänzend kann ein neuer Marker der Nierenfunktion (Symmetrisches Dimethylarginin (SDMA)) eingesetzt werden. Ziel der Leitlinie ist eine frühzeitige Diagnose der Erkrankung. Die diagnostische Aussagekraft des Kreatininwerts im Blut ist am höchsten, wenn bereits vor Beginn der Erkrankung regelmäßige Kontrollen erfolgt sind, die Vergleichswerte bieten. Der Kreatininwert ist bei einer CNE zum einen durch die eingeschränkte Nierenfunktion erhöht, zum anderen kann durch den mit der Erkrankung in Zusammenhang stehenden Muskelabbau zusätzlich mehr Kreatinin von den Muskeln an den Körper abgegeben werden.
Behandlung der chronischen Nierenerkrankung bei Katzen
Die chronische Nierenerkrankung ist nicht heilbar und die Behandlung zielt auf die Erhaltung der Lebensqualität ab. Eine frühzeitige Erkennung der Krankheit ermöglicht betroffene Katzen mit gezielter Fütterung und Medikamenten zu stabilisieren, um ein möglichst langes und beschwerdefreies Leben zu erreichen. Die Nierendiät, mit der Reduktion von Protein, Phosphor und Natrium, bildet die wichtigste Säule in der Behandlung der chronischen Nierenerkrankung. Die Nieren werden durch die proteinarme Nahrung und die geringere Produktion von Harnstoff entlastet. Geeignetes Futter verfügt zudem über einen erhöhten Gehalt an Kalium, Vitamin B und fermentierbaren Fasern. Zusätzliche Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien helfen eine Übersäuerung des Bluts zu vermeiden. Besonders wichtig ist, dass Katzen mit CNE ausreichend trinken, um einer Austrocknung vorzubeugen. Katzenbrunnen können zu einer häufigeren Aufnahme von Wasser animieren.
Je nach individuellem Verlauf sollten regelmäßige Kontrolltermine mit dem behandelnden Tierarzt erfolgen, um Ernährung und Medikamente bestmöglich auf die Entwicklung der Erkrankung abzustimmen.