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Wenn Katzen älter werden: Bedürfnisse, Gesundheit und Lebensqualität

11. August 2019 · VetSpezial

Katzen werden dank der besseren medizinischen Versorgung immer älter. Die höhere Lebenserwartung macht Vorsorgeuntersuchungen für uns Katzenbesitzer in Bezug auf typische Alterskrankheiten zunehmend relevanter. Wir widmen uns den Fragen, ab wann unsere Katzen zum Senior werden, wie sich ihre Bedürfnisse im Alter verändern und was wir in Hinsicht auf ihre Gesundheit und Lebensqualität beachten sollten.

Der kaum sichtbare Alterungsprozess von Katzen

Unsere Katzen werden schnell erwachsen, auch wenn man ihnen ihr Alter optisch kaum ansieht. Bereits im zweiten Lebensjahr befinden sie sich, umgerechnet in Menschenjahre, in den Zwanzigern. Ihr Alterungsprozess ist nicht nur von genetischen Faktoren geprägt, sondern auch abhängig von den Lebensbedingungen, wie Nahrungsqualität, Stress und tierärztlicher Betreuung. In Hinsicht auf bekannte Alterskrankheiten sollten wir die Gesundheitsvorsorge ab dem siebten Lebensjahr beginnen. Dann haben unsere Katzen, verglichen mit uns Menschen, die Vierzig überschritten. Ein Alter, ab dem Vorsorgeuntersuchungen auch für uns zunehmend wichtig werden. Katzen gelten ab einem Alter von elf Jahren als Senioren.

Alterstabelle Hunde und Katzen in Menschenjahren

Allgemeine Anzeichen des Älterwerdens bei Katzen

Im Alter reduzieren unsere Katzen ihre Aktivität. Freigänger verkleinern den Radius ihrer Ausflüge und halten sich mehr in unserer Nähe auf. Gleichzeitig verändern sich ihre Ernährungsbedürfnisse und das Verhältnis von Muskel- zu Fettgewebe wandelt sich.

Anzeichen des Alterns bei Katzen sind:

  • geringere Nahrungsaufnahme
  • Verlust von Muskelmasse und -kraft
  • Gewichtsverlust
  • geringere Aktivität
  • Desorientierung und Vergesslichkeit
  • gesteigerte Kommunikation
  • Abnahme von Seh- und Hörvermögen
  • Inkontinenz

Alter oder Krankheit: der Alterscheck für Katzen beim Tierarzt

Katzen sind Überlebenskünstler und zeigen Krankheitssymptome sehr spät. Insbesondere bei älteren Katzen ist die Unterscheidung zwischen normalen altersbedingten Veränderungen und Erkrankungen für uns Besitzer nicht immer ganz einfach. Katzen neigen zu einer Reihe von typischen Alterserkrankungen, die den Stoffwechsel sowie innere Organe betreffen und damit nicht von außen sichtbar sind. Der Alterscheck beim Tierarzt ermöglicht eine frühzeitige Diagnose und Therapie, um eine gute Lebensqualität im Alter zu sichern. Alternde Katzen sollten einmal jährlich einem Tierarzt vorgestellt werden.

Zur Altersuntersuchung für Katzen beim Tierarzt gehören:

  • Blutdruckmessung
  • Zahnkontrolle
  • Augenuntersuchung
  • Gewichtskontrolle
  • Blutabnahme (Laboruntersuchung)
  • ggf. weiterführende Diagnostik mittels EKG, Ultraschall- und/oder Röntgen

Zur generellen Einordnung von Krankheitsanzeichen finden Sie Informationen und Tipps in unserem Beitrag Verhalten von Katzen richtig beurteilen.

Häufige Alterskrankheiten bei Katzen

Viele Alterskrankheiten der Katze sind schwerwiegend und bedürfen einer tierärztlichen Abklärung, Behandlung und Kontrolle. Eine regelmäßige Laboruntersuchung (Blutbild und Organparameter) gehört ab dem siebten Lebensjahr zur medizinischen Vorsorge und ermöglicht viele altersbedingte Krankheiten bei Katzen zu erkennen.

Chronische Niereninsuffizienz (CNI) bei der Katze

Die chronische Niereninsuffizienz (CNI), die zum Nierenversagen führt, ist die am häufigsten auftretende altersbedingte Erkrankung bei Katzen ab sieben Jahren. Entzündungsgeschehen, Infektionskrankheiten (FIP), Nierenzysten oder auch genetische Veranlagung zählen zu den möglichen Ursachen der Erkrankung. Eine Niereninsuffizienz wird anhand einer Harnprobe, Harnkultur sowie Hämatologie/Blutbild und der Organparameter (Leber/Niere) diagnostiziert.
Zur Feststellung werden im Blut die Werte von Kreatinin, Harnstoff sowie Phosphat bestimmt und im Urin der Proteinverlust gemessen. Diese Parameter geben Aufschluss über über eine mögliche Schädigung der Niere.
In Zusammenhang mit der chronischen Niereninsuffizienz können Bluthochdruck und als Spätfolge Anämie auftreten.

Feline Hypterthyreose (Überfunktion der Schilddrüse) bei älteren Katzen

Eine Schilddrüsenüberfunktion tritt vermehrt bei Katzen ab acht Jahren auf und schädigt unentdeckt nach und nach andere Organe. Die Schilddrüse sollte regelmäßig von einem Tierarzt abgetastet werden. Hinweis auf die Erkrankung geben zusätzlich die T4 und freien T4-Werte im Blut. Die Schilddrüsenüberfunktion kann mit einer Radiojodtherapie, medikamentös, über die Ernährung und chirurgisch behandelt werden.

Diabetes mellitus – Zuckerkrankheit bei alten Katzen

Die Ursache für Altersdiabetes bei Katzen ist bisher ungeklärt. Bekannt ist, dass viele Katzen mit zunehmendem Alter eine Resistenz gegen Insulin entwickeln. In Folge gelangt der Zucker aus der Nahrung nicht mehr in die Körperzellen. Er reichert sich im Blut an und der Blutzuckerspiegel ist erhöht (Hyperglykämie). Grundsätzlich sind übergewichtige Katzen sind im Alter eher gefährdet an Diabetes zu erkranken.

Erkrankungen der Zähne und der Maulhöhle bei älteren Katzen

Katzen neigen bereits ab dem dritten Lebensjahr verstärkt zu Zahnerkrankungen. Damit die ist die Zahn- und Maulhygiene bei Katzen kein klassisches Altersthema, sondern ein Aspekt, den wir als Katzenbesitzer lebenslang im Blick haben sollten.
Die häufigste und sehr schmerzhafte Zahnerkrankung ist FORL (Feline Odontoklastisch Resorptive Läsion), die zum Abbau der Zahnhartsubstanz bis hin zur vollständigen Auflösung der Zähne führt. Des Weiteren treten im Alter bei Katzen vermehrt Zahnstein, Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Entzündungen der Maulschleimhaut (Stomatitis) auf.

Arthrose bei älteren Katzen

Die Gelenke sind auch bei Katzen mit zunehmendem Alter von Verschleißerscheinungen betroffen. Ältere Katzen leiden häufig unter Arthrose, einer schmerzhaften degenerativen Gelenkerkrankung. Katzen zeigen keine arthrosebedingte Lahmheit, sondern vermeiden die Belastung der Gelenke, indem sie das Klettern oder Sprünge aus großer Höhe einstellen. Die Diagnose von Arthrose erfolgt mittels einer orthopädischen Untersuchung durch Abtasten und Bewegungstests, um Schwellungen, Einschränkungen und Schmerzhaftigkeit festzustellen. Zusätzlich kann eine Abklärung mithilfe von Röntgen, Ultraschall oder Computertomografie ratsam sein.

Das Zusammenleben mit Katzensenioren

Das Alter ist bei Katzen ein grober Richtwert, der nichts über den individuellen Alterungsprozess der einzelnen Katze aussagt. Während einige rüstige Katzensenioren noch regelmäßig auf Mäusejagd gehen, haben gleichaltrige Artgenossen bereits ein erhöhtes Ruhebedürfnis. In der Regel werden Katzen in fortgeschrittenem Alter ruhiger, verschmuster und halten sich für regelmäßige Nickerchen mehr bei uns Zuhause auf. Auch im Alter bevorzugen sie leicht erhöhte Schlafplätze. Wir können ihnen bei abnehmender Beweglichkeit mit Kletterhilfen für Lieblingsplätze und durch Katzentoiletten mit niedrigem Einstieg das Leben erleichtern und sie mit einem feuchten Tuch in der Körperpflege unterstützen. Da der Geruchssinn und damit auch der Appetit nachlassen, ist die Umstellung auf ein geschmacksintensiveres Seniorenfutter empfehlenswert. Damit wird der Nährstoffbedarf altersgerecht gedeckt und wir beugen Übergewicht vor. Nassfutter eignet sich besser als Trockenfutter, da ältere Katzen einen erhöhten Bedarf an Flüssigkeit haben und meist wenig trinken. Katzenbrunnen können zusätzlich zur Aufnahme von Wasser animieren. Wenn Katzen älter werden können sie aufgrund von Vergesslichkeit oder schwächerer Schließmuskulatur unsauber werden. Wichtig ist, dass wir uns als Besitzer in dieser Situation immer neutral verhalten.
Darüber hinaus zeigen sich manche Katzen im Alter verwirrt oder stur. Eine Art Alterssenilität, wie wir sie von älteren Menschen kennen. Sie sind nicht mehr so flexibel und reagieren auf Veränderungen und ungewohnte Situationen noch sensibler. Tägliche Rituale und die liebevolle Beschäftigung werden um so wichtiger. Wenn unsere Katzen älter werden sind wir als Besitzer gefragt für sie da zu sein und sie nicht nur in Hinsicht auf ihre körperliche Verfassung, sondern auch in Bezug auf ihr Verhalten genau zu beobachten, um ihnen ein schönes und gesundes Seniorenleben zu ermöglichen.