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Verhalten von Katzen richtig beurteilen – wenn Katzen still leiden

25. Juni 2019 · VetSpezial

Katzen sind Überlebenskünstler und lassen sich häufig nicht in die Karten schauen, wenn sie sich nicht wohlfühlen oder krank werden. Ihr Verhalten dient dem Selbstschutz, um Feinden keine Schwäche zu signalisieren und Angriffe zu vermeiden. Krankheiten bei Katzen werden aus diesem Grund oft erst spät diagnostiziert und behandelt. Viele Katzenbesitzer stehen vor der Frage, wie stelle ich fest, ob es meiner Katze gut geht?

Beobachtung ist alles: Marotten und Krankheitsanzeichen bei Katzen

Katzen verhalten sich sehr individuell, ob es um Spielverhalten, Bewegungsbedürfnis oder Vorlieben beim Futter geht. Nicht jedes Verhalten, das auf uns ein wenig eigen wirkt, muss einen gesundheitlichen Hintergrund haben. Unter medizinischen Gesichtspunkten ist es deutlich wichtiger einzuordnen, ob die Katze das bestimmte Verhalten schon immer zeigt oder es neu entwickelt hat. Pflegt die Katze bereits ihr Leben lang die ein oder andere Marotte, besteht kein Grund zur Sorge. Neue Verhaltensweisen können hingegen auf gesundheitliche Beschwerden hinweisen und wir sollten sie im Auge behalten.

Eine aufmerksame Beobachtung und Dokumentation des normalen und damit des gesunden Zustandes hilft bei der sachlichen Beurteilung und dabei voreilige Schlüsse zu vermeiden. – Oft werden wir erst bei dem Verdacht auf eine Erkrankung sensibel und nehmen Kleinigkeiten genauer wahr, die eigentlich zum alltäglichen Verhaltensspektrum unserer Katzen gehören. Die Dokumentation des Normalzustands ermöglicht im Krankheitsfall Besitzer und Tierarzt die Anzeichen der Erkrankung einzugrenzen.

Was gehört zur Dokumentation des Normalzustandes?

Nicht nur Appetitlosigkeit und ein erhöhtes Ruhebedürfnis zeigen Krankheiten bei Katzen an. Erste Anzeichen für ein gestörtes Wohlbefinden können auch andere Verhaltensänderungen sein. Die folgende Auflistung zeigt, welche Kriterien wir zur Dokumentation des Normalzustandes unserer Katzen heranziehen können:

  • Fress- und Trinkverhalten
  • Urin- und Kotabsatz
  • Fellzustand
  • Gewicht
  • Geruch (Maul, Ohren, Ausscheidungen)
  • Körperpflege
  • Spieltrieb und generelle Aktivität
  • Körpersprache
  • Rückzugs- und Schlafbedürfnis
  • Interesse an Streicheinheiten und Körperkontakt
  • Interaktion und Kommunikation mit Artgenossen und Menschen
  • Ausflüge von Freigängern (Tageszeit, Dauer, Radius)

Verhalten und Körperhaltung bei erkrankten Katzen

Das Verhalten von erkrankten Katzen ist facettenreich. Manche Tiere verstecken sich vermehrt. Freigänger entfernen sich nicht mehr weit von ihrem Zuhause. Katzen die gerne Körperkontakt pflegen reagieren auf Streicheinheiten plötzlich mit Aggression. Unsicherheiten und Ängste treten bei sonst selbstsicheren Tieren auf. Kommunikative Katzen verstummen auf einmal oder im Gegenteil, eigentlich leise Tiere, werden „gesprächig“. Manche erkrankten Katzen zeigen eine verkrampfte Kauerhaltung, bei der sie mit unterschlagenen Beinen auf dem Bauch verharren. Stubenreine Katzen werden unsauber oder fangen an zu markieren.

Wichtig zu wissen: Das Schnurren einer Katze verbinden wir mit Wohlbefinden. Katzen schnurren allerdings auch, wenn sie unter Schmerzen leiden, um sich selbst zu beruhigen.

Katzenverhalten: wenn sich der Alltag verändert

Gelegentlich variieren Katzen in ihrem Verhalten auch zeitweise, wenn Veränderungen in ihrer Umgebung oder ihrem Alltag stattfinden. Gründe können Umzüge, Renovierungen, bevorstehende Reisen von Besitzern/das Fehlen von Bezugspersonen, Familienzuwachs, Futterumstellung oder auch der Einzug von weiteren Artgenossen sein. Katzen brauchen Zeit, um sich an die neuen Umstände zu gewöhnen. Bei diesen Veränderungen ist Geduld und Sensibilität als Katzenbesitzer gefragt, um möglichst objektiv zwischen der Belastung durch äußere Einflüsse und gesundheitlichen Beschwerden zu unterscheiden. Der Zeitraum den Katzen zur Anpassung benötigen ist genau so individuell wie sie selbst. Generell sollte sich das Verhalten innerhalb weniger Wochen wieder eingespielen, wenn keine gesundheitlichen Ursachen vorliegen.
Nach einem Umzug oder einer Renovierung können Pheromone als Spray oder Stecker auf Möbeln und in neuen Räumen das Wohlbefinden unterstützen.

Die Körpertemperatur als Indiz für Krankheiten bei Katzen

Die Körpertemperatur ist nicht zwangsläufig bei jeder Erkrankung der Katze aussagekräftig. In einigen Fällen kann sie jedoch einen ersten Hinweis liefern und einfach Zuhause mit einem handelsüblichen Thermometer rektal gemessen werden. Katzen haben eine Normaltemperatur zwischen 38-39,2 °C. Etwas höhere Werte können durch Stress, Aufregung oder hohe Außentemperaturen bedingt sein. Äußere Anzeichen für eine erhöhte Temperatur sind Abgeschlagenheit, Schläfrigkeit, Appetitlosigkeit sowie eine warme Nase, Ohren und Pfoten. Katzen mit Fieber haben ein erhöhtes Ruhebedürfnis und sind geschwächt. Freigänger sollten in diesem Fall unbedingt drinnen bleiben.

Stress bei kranken Katzen vermeiden

Katzen verlassen ungern ihre gewohnte Umgebung. Der Tierarztbesuch bedeutet für viele Tiere und ihre Besitzer Stress. Eine katzenfreundliche Praxis mit speziell ausgebildeten Mitarbeitern sowie getrennten Warte- und Behandlungsbereichen erleichtert den Gang zum Tierarzt und reduziert negative Aufregung im Krankheitsfall.

Für viele Katzen beginnt der Stress schon Zuhause, weil sie nicht an ihre Transportbox gewöhnt sind. Das Einsteigen sollte möglichst vor dem Ernstfall trainiert werden. Im folgenden Video werden unterschiedliche Möglichkeiten gezeigt, wie Katzen sicher und verletzungsfrei in die Box gelangen.