Intranasales malignes Lymphom bei der Katze
Kater Arames Beyer aus Hamburg stellte sich mit einem nasalen Lymphom bei uns in der Praxis vor. Das intranasale maligne Lymphom ist ein bösartiger Tumor in der Nasenhöhle. Wie bei all unseren Patienten begannen wir auch bei Arames mit einer eingehenden Anamnese (Krankengeschichte). Der Kater zeigte mit Nasenausfluss ein erstes typisches Symptom der Erkrankung. Die onkologische Betreuung übernahm Dr. Nina Eberle (Diplomate ECVIM-CA Oncology).
Die Wichtigkeit des Stagings in Zusammenhang mit der Prognose bei Tumorerkrankungen
Das Staging (Feststellung der Tumorausbreitung) ist bei jeder onkologischen Fragestellung überaus wichtig, um die Optionen einer Therapie sowie die Prognose abzuwägen. Dr. Ruth Höinghaus untersuchte Arames zunächst eingehend mittels Ultraschall auf eine Beteiligung der inneren Organe, wie zum Beispiel Milz und Leber, sowie auf altersbedingte Erkrankungen. Im Anschluss fertigten wir umfassende CT-Aufnahmen von Schädel, Thorax (Lunge) und Abdomen (Bauchraum) an, um sicherzugehen, dass die Therapie des Katers unter bestmöglichen Vorraussetzungen startet. Die Beurteilung der Bilder erfolgte durch unsere Fachtierärztin für bildgebende Verfahren Dr. Davina Ludwig. Patienten mit einem intranasalen malignen Lymphom haben nach derzeitigem Kenntnisstand der Onkologie gute Aussichten auf ein Langzeitüberleben, solange es lokal begrenzt auftritt und keine systemische Ausbreitung nachweisbar ist, wie im Fall von Arames.
Therapie des nasalen Lymphoms mit RapidArc Bestrahlung
Die Strahlentherapie (Radiotherapie) zählt als die angezeigte Behandlung des intranasalen malignen Lymphoms. Anders als bei der Chemotherapie, die auf den ganzen Körper wirkt, tritt der tumorschädigende Effekt der Bestrahlung lokal definiert ein. Die Tumorzellen werden mithilfe ionisierender Strahlung zerstört. – Ein Teil der Lymphomzellen stirbt direkt durch die Bestrahlung ab. Bei den anderen Lymphomzellen wird die Erbsubstanz geschädigt und damit ihre Fähigkeit der weiteren Zellteilung gehemmt. Unter der Radiotherapie reduziert sich die Größe des Tumors bis hin zu einer vollständigen Auflösung. In unserer Praxis bestrahlen wir mit „RapidArc“, der neusten Technologie aus der Humanmedizin. Der Tumor wird nicht wie bei der herkömmlichen Strahlentherapie in Feldern, sondern umkreisend bestrahlt. Die Strahlendosis ist für unsere Patienten mit diesem Verfahren deutlich geringer und wir erreichen eine allseitige Erfassung des Tumorgebietes. Anhand von CT-Aufnahmen wurde für Arames das erforderliche Bestrahlungsfeld berechnet. Die Planung mittels CT dient dazu, die umliegenden Strukturen zu schonen und die Folgeschäden der Bestrahlung so gering wie möglich zu halten.
Arames erhielt eine Strahlentherapie in zwölf Fraktionen (Sitzungen) mit einer reinen Bestrahlungszeit von 20 Minuten. Für die Bestrahlung ist eine Injektionsnarkose sowie die exakte Lagerung des Patienten erforderlich.
Eine chirurgische Tumorentfernung kommt beim nasalen Lymphom nicht Betracht, da eine vollständige Entfernung aufgrund der Beschaffenheit der Nasenschleimhaut sowie der anatomischen Voraussetzungen nicht realisierbar und dementsprechend nicht zielführend ist.
Nebenwirkungen der Strahlentherapie bei nasalen Lymphomen
Arames hat die Bestrahlung ohne größere Nebenwirkungen gut überstanden. Zu den Nebenwirkungen, die auftreten können, gehören die Reduktion der Tränenproduktion sowie eine temporäre entzündliche Reaktion der Maulschleimhaut (Stomatitis) und der Haut im Bestrahlungsfeld verbunden mit Fellverlust. Gegebenenfalls kann es in dem Areal zu einer Veränderung der Fellfarbe und einer vermehrten Hautpigmentierung kommen. Bei der Strahlentherapie im Gesichtsfeld besteht die Möglichkeit einer Schädigung der Augen, da diese trotz genauer Berechnung des Bestrahlungsfeldes eine Teildosis erreicht.
Begleiterscheinung kann das Syndrom des trockenen Auges (Keratokonjuktivitis sicca) sein sowie eine Hornhauttrübung (periphere Katarakt), die bis zu zwei Jahre nach der Strahlentherapie als Spätfolge auftreten kann.
Die Prognose für Arames
Grundsätzlich gestaltet sich die Prognose bei jeder onkologischen Erkrankung und von Patient zu Patient individuell. Die Prognose bei einem nasalen Lymphom ist im Vergleich zu anderen Lokalisationen des malignen Lymphoms besser. Die Eignung der Radiotherapie als alleinige Therapie des intranasalen malignen Lymphoms wurde zu Beginn des Jahres in einer internationalen retrospektiven Studie belegt, die ihre Wirksamkeit in Hinsicht auf die Überlebensdauer über 14 Jahre an 51 betroffenen Katzen untersucht hat. Der Studie zufolge beträgt die durchschnittliche Überlebenszeit nach erfolgter Strahlentherapie 922 Tage und die mediane Zeit zur Tumor-Progression (Fortschreiten der Erkrankung) 974 Tage (Meier VS, Beatrice L, Turek M, et al. Outcome and failure patterns of localized sinonasal lymphoma in cats treated with first-line single-modality radiation therapy: A retrospective study. Vet Comp Oncol. 2019;1–9.). Nach zwei Jahren leben noch 50% der bestrahlten Patienten.