Der Notfall: Erste Hilfe für Hunde und Katzen
Hunde und Katzen können durch Unfälle, Verletzungen und Krankheiten in einen lebensbedrohlichen Zustand geraten. Erfahren Sie, wie Sie sich im Notfall am besten verhalten, Ihrem Tier helfen und was Sie dabei beachten sollten. Eine Anleitung zu den Erste-Hilfe-Maßnahmen können Sie herunterladen.
Wie erkenne ich einen lebensbedrohlichen Zustand bei Hunden und Katzen?
Anzeichen für einen lebensbedrohlichen Zustand bei Hunden und Katzen sind Atemnot, nicht stillbare Blutungen, unaufhörliches Erbrechen, Störungen des Herz-Kreislauf-Systems (Ohnmacht), Gleichgewichtsstörungen, Orientierungslosigkeit, Dehydrierung, extremes Speicheln sowie das Ausscheiden von Blut über Speichel, Urin und/oder Kot.
Wenn Ihr Tier durch einen Sturz oder Aufprall bewegungsunfähig ist, sollten Sie weitere Verletzungen durch Heben und Tragen vermeiden. Legen Sie vorsichtig eine Decke oder ein Laken unter, um es vorsichtig ziehend zu bewegen.
Kontrolle der Vitalfunktionen bei Hund und Katze
Die Vitalfunktionen sind lebenswichtige Körperfunktionen wie Atmung, Herzfrequenz und Puls. Ihre Überprüfung gehört zu den lebensrettenden Erstmaßnahmen. Grundsätzlich sollten Sie immer mit einer Abwehrreaktion rechnen, wenn Tiere schwer verletzt sind oder unter starken Schmerzen leiden und Sie sich nähern. Schützen Sie sich mit Handschuhen oder auch Decken vor Kratz- und Bissverletzungen.
1. Atmung
Die Atmung können Sie anhand der Brustkorbbewegung bei verängstigten oder aggressiven Tieren aus der Distanz beobachten.
2. Reaktion
Genau wie bei einem verletzten Menschen sollten Sie die Reaktionsfähigkeit prüfen, indem Sie das Tier ansprechen oder in die Hände klatschen.
3. Kreislauf
Den Zustand des Kreislaufs können Sie testen, indem Sie die Oberlippe anheben und kurz mit einem Finger gegen das Zahnfleisch drücken. Innerhalb von zwei Sekunden sollte sich das Zahnfleisch bei einem stabilen Kreislauf wieder rosa färben.
4. Puls
Fühlen Sie danach den Puls an der Innenseite des Oberschenkels. Häufig ist der Puls bei verletzten Tieren schwächer als im Normalzustand. – Üben Sie deswegen im Vorfeld am gesunden Tier, um im Notfall die richtige Stelle zu finden.
5. Herz
Den Herzschlag spüren Sie auf Höhe des Ellenbogens auf der linken Seite des Brustkorbs.
6. Pupillenreflex
Mithilfe einer Taschenlampe können Sie den Pupillenreflex testen. Die Pupille sollte sich bei Lichteinfall in das Auge sichtbar verengen.
Können Sie weder Atmung noch Herzschlag feststellen, beginnen Sie umgehend mit den Wiederbelebungsmaßnahmen!
Wiederbelebung bei Hunden und Katzen
Die Wiederbelebungsmaßnahmen dienen dazu, die Sauerstoffversorgung der Organe wiederherzustellen. Führen sie die Wiederbelebung bei bewusstlosen Tieren nach dem ABC-Schema durch:
A – Atemwege kontrollieren/freimachen
B – Beatmen
C – Cirkulation anregen
Atemwege freimachen
Öffnen Sie das Maul und ziehen Sie die Zunge nach vorne. Kontrollieren Sie den Rachen auf Fremdkörper oder Erbrochenes, um die Atemwege freizumachen.
Beatmung von bewusstlosen Tieren
Nun können Sie mit der Beatmung beginnen. Strecken Sie dazu den Hals des Tiers, ziehen Sie die Zunge nach vorne und verschließen Sie das Maul mit der Hand. Beatmen Sie das Tier alle drei Sekunden durch seine Nase. Der Brustkorb sollte sich heben und senken. Achten Sie darauf, dass er sich nicht zu stark ausdehnt. Aus hygienischen Gründen können Sie ein Taschentuch über die Nase legen.
Cirkulation wiederherstellen
Fühlen Sie den Herzschlag links, seitlich an der Brustwand, und den Puls an der Innenseite des Oberschenkels. Wenn Sie keinen Herzschlag mehr feststellen, beginnen Sie sofort mit einer externen Herzmassage. Legen Sie das Tier auf die rechte Körperseite und die linke Hand flach auf Höhe des Ellenbogens (4.-6. Rippe). Die rechte Hand legen Sie mit den Fingern auf Lücke auf die linke Hand. Drücken Sie zehn mal in schnellem Takt mit der rechten auf die linke Hand. Für die Herzmassage bei Katzen und kleinen Hunden benutzen Sie statt der Handballen lediglich zwei Finger. Beatmen Sie das Tier danach noch ein- bis zweimal und prüfen Sie danach erneut den Herzschlag, bevor sie die Herzmassage gegebenenfalls fortsetzen.
Blutung bei Hund und Katze stillen
Mittelstarke bis starke Blutungen können Sie mit einem Druckverband erstversorgen. Legen Sie dazu zum Beispiel eine Mullbinde unter die Bandage, um eine Erhöhung zu schaffen, um Druck aufzubauen. Wickeln Sie die Bandage so fest, dass die Blutung stoppt. Achten Sie darauf, Gliedmaße mit dem Druckverband nicht abzuschnüren. Ein Anschwellen des betroffenen Körperteils deutet auf einen zu strammen Verband hin und Sie sollten ihn in diesem Fall unbedingt lockern.
Notfallbehandlung beim Tierarzt
Die Erste-Hilfe kann die Untersuchung und Behandlung durch einen Tierarzt nicht ersetzen. Im Notfall sollten Sie Ihre Tierarztpraxis umgehend aufsuchen. Rufen Sie sicherheitshalber vorher an, ob die Praxis besetzt ist und damit das Team bei Ihrem Eintreffen vorbereitet ist.
Bringen Sie Ihr Tier für die Fahrt in einer Transportbox unter, sofern möglich. Andernfalls setzen Sie sich mit Ihrem Tier auf die Rückbank und halten es fest.
Die Notfallapotheke für Hund und Katze
Im Ernstfall sind mit einer Notfallapotheke für Hunde und Katzen die wichtigsten Utensilien für die Erstversorgung schnell zur Hand:
- Wunddesinfektionsmittel
- Pinzette
- Zeckenzange
- Verbandswatte
- Sterile Kompressen (Gazetupfer)
- hautfreundliches Klebepflaster
- Schere
- Einmalhandschuhe
- Fieberthermometer
- kleine leuchtstarke Taschenlampe