Graue Schnauzen – wenn Hunde zu Senioren werden
Das Älterwerden unserer Hunde ist für uns Hundebesitzer ein Thema, um das wir uns gerne drücken. – Gefühlt ist unser Hund erst gestern bei uns eingezogen und war ein verspielter gesunder Junghund. Dennoch, unsere Hunde altern und benötigen ein angepasstes Lebensumfeld, eine abgestimmte Ernährung sowie eine entsprechende medizinische Vorsorge und Versorgung. Der regelmäßige Gesundheitscheck beim Tierarzt dient der frühzeitigen Erkennung von Alterskrankheiten für ein weitestgehend beschwerde- und schmerzfreies Hundeseniorenleben.
Ab wann gilt ein Hund als Senior?
Der Alterungsprozess bei Hunden verläuft je nach Rasse, Körpergröße und Gewicht unterschiedlich. Im Schnitt sprechen wir bei Hunden zwischen dem fünften und achten Lebensjahr von alternden Hunden. Umgerechnet in Menschenjahre befinden sie sich dann in den Vierzigern und damit in einem Alter, in dem auch wir Menschen gezielter Vorsorgeuntersuchungen durchlaufen.
Allgemeine Anzeichen des Älterwerdens bei Hunden
Alternde Hunde zeigen eine Reihe von Veränderungen, die ihre Gesundheit, aber auch alltägliche Bedürfnisse und ihr Verhalten betreffen:
- heller werdendes Fell (vorrangig an der Schauze und im Gesicht)
- verminderter Appetit und Durst
- geringerer Bewegungsdrang durch Muskelschwäche, Gelenkverschleiß und reduzierte Herzleistung
- Veränderungen von Haut- und Fellzustand
- Verhaltensänderungen wie Eigenwilligkeit, Vergesslichkeit/geringere Lernfähigkeit und Schlaf-Wach-Rhythmus
- Neigung zu Übergewicht
- höhere Infektanfälligkeit
- Inkontinenz
- vermindertes Seh- und Hörvermögen
Bedürfnisse älterer Hunde: Umfeld und Ernährung
Ältere Hunde brauchen ein entspanntes Umfeld mit festen Tagesabläufen. Sie sind mit zunehmendem Alter nicht mehr so flexibel und auf mehr Ruhe sowie feste Strukturen angewiesen. Im Alter können die Blasen- und Schließmuskulatur erschlaffen, deswegen benötigen sie häufiger die Möglichkeit sich zu lösen. Spezielle Futtermittel für Senioren helfen Übergewicht vorzubeugen, ein nicht zu unterschätzender gesundheitlicher Risikofaktor, indem sie den Energie- und Nährstoffbedarf altersgerecht decken. Mit zunehmendem Alter reduzieren Hunde nicht nur ihre Aktivität, sondern auch ihr Stoffwechsel verlangsamt sich.
Der Alterscheck für Hunde beim Tierarzt
Altersbedingte Erkrankungen bei Hunden entwickeln sich oft schleichend. Die Veränderungen der inneren Organe sind nicht von außen sichtbar und Symptome treten oft erst im fortgeschrittenen Stadium einer Krankheit auf. Der regelmäßige Gesundheitscheck beim Tierarzt ermöglicht Erkrankungen früh zu erkennen und zu behandeln, um die Lebensqualität im Alter zu erhalten. Untersuchungen, die zum Check-up für ältere Hunde zählen sind:
- Allgemeine klinische Untersuchung mit Gewichtskontrolle
- Blutbild evtl. mit Hormonstatus (z. B. Schilddrüsenwerte)
- Untersuchung von Urin
- Messung des Blutdrucks
- ggf. weiterführende Diagnostik mittels EKG, Ultraschall- und/oder Röntgen
Häufige Alterskrankheiten bei Hunden
Genau wie bei uns Menschen gibt es auch bei Hunden typische Alterserkrankungen, die unbedingt einer gezielten Vorsorge bedürfen und im Krankheitsfall eine Therapie erfordern.
Verschleiß an Knochen und Gelenken bei älteren Hunden
Der Alterungsprozess führt bei Hunden zu Verschleißerscheinungen an Knochen und Gelenken. Ältere Hunde leiden oft unter Arthrose, einer degenerativen Gelenkerkrankung, die mit Schwellungen an den betroffenen Gelenken einhergehen kann und zu schmerzhafter Lahmheit führt. Arthrosen können an allen Gelenken auftreten, bei großen Hunderassen sind am häufigsten die Hüftgelenke betroffen. Zudem kann es bei alternden Hunden zu einer Verknöcherung der Wirbelsäule kommen. Eine frühe Diagnose und entsprechende Maßnahmen zur Erhaltung der Beweglichkeit helfen Arthrosepatienten länger fit zu bleiben.
Altersbedingte Herzerkrankungen des Hundes
Das Herz unserer Hunde erbringt mit circa 60 – 120 Schlägen pro Minute eine lebenslange Höchstleistung und ist ebenfalls altersbedingten Verschleißerscheinungen unterworfen. Vorrangig ältere Hunden kleiner Rassen erkranken an einer Herzinsuffizienz, die durch eine chronische Strukturveränderungen der Herzklappe(n) hervorgerufen wird. Die Herzklappe ist verdickt und schließt nicht mehr vollständig. In Folge kommt es zu einem Rückfluss von Blut in die Gefäße und Organe und der Körper wird insgesamt schlechter mit Sauerstoff versorgt.
Diabetes mellitus (Hyperglykämie) bei Hunden
Diabetes mellitus kommt relativ häufig bei Hunden vor und sie erkranken im Gegensatz zu Katzen ausschließlich an Diabetes des Typ 1. Die hormonell bedingte Stoffwechselerkrankung tritt meist im Alter zwischen sieben und neun Jahren auf. Hündinnen bekommen die „Zuckerkrankheit“ doppelt so häufig wie Rüden. Eine gewisse rassebedingte Neigung besteht bei Dackel, Beagle, Zwergschnauzer und Pudel. Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) produziert bei Typ-1-Diabetes das Hormon Insulin nicht mehr. Insulin bewirkt, dass der mit der Nahrung aufgenommene Zucker in die Körperzellen gelangt. Ist kein Insulin vorhanden, reichert sich der Zucker im Blut an und der Blutzuckerspiegel ist erhöht (Hyperglykämie). Die Erkrankung Diabetes führt zu einer Reihe schwerwiegender Folgeerkrankungen.
Beeinträchtigung der Funktion von Leber und Niere im Alter
Leber und Niere verlieren mit steigendem Lebensalter bei Hunden an Belastbarkeit. Sie sind die „Filteranlage“ des Körpers und sorgen für die Ausscheidung von Giftstoffen. Aufschluss über eine Störung der Organe gibt im ersten Schritt in der Regel ein Blutbild. Die chronische Niereninsuffizienz ist eine Alterserkrankung und tritt bei Hunden vermehrt ab dem fünften Lebensjahr auf. Ab diesem Alter empfiehlt sich eine jährliche Routineuntersuchung beim Tierarzt, um die Erkrankung möglichst früh zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Entlastung der Nieren zu ergreifen. Des Weiteren können auffällige Leber- und Nierenwerte durch das Morbus Cushing Syndrom oder Tumore bedingt sein, die bei älteren Hunden vermehrt auftreten.
Morbus Cushing: Nebennierenüberfunktion als Alterskrankheit bei Hunden
Das Morbus Cushing Syndrom (Hyperadrenokortizismus, Nebennierenüberfunktion) ist eine hormonell bedingte Alterskrankheit des Hundes. Verantwortlich für die Erkrankung ist eine Überproduktion an körpereigenem Cortison (Glukokortioid). Das körpereigene Cortison wird in der Nebennierenrinde gebildet und beeinflusst den Fett- und Zuckerstoffwechsel, Mineral- und Wasserhaushalt sowie das Immunsystem. Der Überschuss an Cortison stört dementsprechend den Ablauf etlicher wichtiger Prozesse im Körper und betroffene Hunde haben durch die Erkrankung eine stark verminderte Lebensqualität. Auslöser des Morbus Cushing Syndroms ist meist ein Tumor an der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), der für eine erhöhte Produktion des Hormons ACTH sorgt, das die Nebenniere zur Überproduktion von Cortison anregt.
Neigung zu Tumoren bei älteren Hunden
Ältere Hunde entwickeln vermehrt zu Tumore, die nicht zwangsläufig bösartig sein müssen, wie zum Beispiel Lipome (gutartige Fettgewebstumore). Umfangsvermehrungen sollten zeitnah von einem Tierarzt untersucht werden, um sie einordnen zu können und gegebenenfalls entfernen zu lassen.
Erkrankungen der Maulhöhle bei älteren Hunden
Die Mundhygiene bei Hunden spielt grundsätzlich eine wichtige, im fortgeschrittenen Alter sogar eine entscheidende Rolle. Erkrankungen der Zähne und der Maulhöhle sind mit einer erhöhten Keimbelastung verbunden, die zu entzündlichen Prozessen der inneren Organe, wie Herz, Leber und Niere, führen kann. Ältere Hunde neigen vermehrt zu Zahnbelägen, die sich als Zahnstein festigen, wenn sie nicht entfernt werden. Zahnstein verursacht schmerzhafte Entzündungen des Zahnfleischs, Zahnbetts und langfristig des Zahnhalteapparats, die im schlimmsten Fall den Verlust von Zähnen zur Folge haben.
Auswirkungen des Alters auf Augen und Gehör
Das Seh- und Hörvermögen unserer Hunde nimmt im Alter ab. Die Gründe dafür, dass Reize über die Sinnesorgane nicht mehr so exakt erfasst werden, können altersbedingt sein, aber auch als als Folge einer Erkrankung auftreten, wie die Augenkrankheit Grauer Star (Katarakt) im Zusammenhang mit Diabetes mellitus.
Das Leben mit einem alten Hund
Wenn unsere Hunde aufgrund ihres Alters gemütlich werden, ändert sich viel für uns als Besitzer. Die Spaziergänge werden kürzer, das Treppensteigen wird schwieriger und das allgemeine Ruhebedürfnis unserer Vierbeiner steigt. Zeit, uns auf den neuen Lebensrhythmus und die Bedürfnisse unserer Senioren einzustellen. Alte Hunde suchen oft mehr Körpernähe und die sollten wir ihnen geben. Viele bevorzugen den Kontakt mit gelassenen Artgenossen und wählen nicht mehr das Spiel mit den jungen Wilden. Der Temperaturausgleich wird für unsere Hunde mit zunehmendem Alter ebenfalls schwieriger: Anstrengung bei großer Hitze sollten wir insbesondere bei Senioren vermeiden und sie vor kaltem Wetter mit einem Hundemantel schützen. Gerade, wenn das Seh- und Hörvermögen nachlassen, sind wir als Hundebesitzer mehr gefragt Sicherheit zu geben und vorausschauend zu handeln. Auch wenn sich viel in unserem gemeinsamen Leben ändert, sollten wir unsere Hunde weiter mit der gleichen Aufmerksamkeit wie üblich umsorgen und entsprechend ihrer Interessen beschäftigen. – Kleine Übungen, in kurzen über den Tag verteilten Einheiten, und gewohnte Rituale halten den Geist und den Körper unserer Hunde fit. Wir müssen lernen zu erkennen, in welchem Maß unsere Hunde Beschäftigung oder Ausflüge noch genießen und sie nicht zu überlasten. Dann steht einem glücklichen und erfüllten Leben als Hundesenior nichts im Weg.